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Betrachtungen zu Märchen

Liebe Freundinnen und Freunde der modernen allegorischen Zeichenkunst!

Warum sollten wir ‚Märchen‘ nicht als ‚Kinderkram‘ abtun?
Ganz einfach: weil sie kein Kinderkram sind!

Märchen über New York City
Bleistift-Tusche-Zeichnung (200 x 250mm)

Die Brüder Grimm legten zwar mit jeder überarbeiteten Ausgabe ihrer Erzählungen immer stärkeren Wert auf Pädagogik und sorgten dafür, dass die Inhalte ‚Kinderzimmer-tauglich‘ wurden; wenn man jedoch nachforscht und sich z.B. an die Urfassung aus den Jahren 1812 bis 1814 hält, zeigt sich ein anderes, schonungsloseres Bild.

In den Geschichten, welche seit Urzeiten mündlich überliefert wurden, geht es um tiefe, existenzielle Inhalte, elementare Ängste und Sehnsüchte, innere und äußere Konflikte und deren Lösungen. Und das alles durchaus nicht ‚weichgespült‘.
Es ist, als hätte man in den Archiven einer psychologischen Praxis gewühlt und alle verborgenen Geheimnisse aufgedeckt.

Auf jeden Fall lohnt es sich, die alten Märchen lebendig zu erhalten, indem man sie immer wieder erzählt. Kindern und Erwachsenen.
Wenn sie nicht ‚verkitscht‘ werden und der Fokus sich weiterhin auf die Grundthemen unserer Existenz richtet, dann werden sie auch niemals unmodern, denn Liebe, Hass, Großzügigkeit, Neid, Mut usw., schlechte Eigenschaften und ihre Überwindung, Standhaftigkeit in brisanten Situationen und dergleichen mehr sind und bleiben Urthemen des Menschseins.

Aus der Tiefe des Märchenbrunnens
entstehen die Galaxien

Bleistift-Tusche-Zeichnung (180 x 140mm)

Hans Fallada, einer der großen deutschen Erzähler des 20. Jahrhunderts (Kleiner Mann, was nun?, Jeder stirbt für sich allein, Wolf unter Wölfen, etc…), soll diesen Künstlernamen in Anlehnung an Gestalten aus ‚Grimms Märchen‘ verwendet haben: ‚Hans‘ ist der ‚Hans im Glück‘ und ‚Fallada‘ ist der Name des toten, aber sprechenden, die Wahrheit verkündenden Pferdes aus dem Märchen ‚Die Gänsemagd‘.

Vor einiger Zeit habe auch ich mich mit einigen ausgewählten Märchen der Brüder Grimm beschäftigt und ihnen in besonderen Zeichnungen einen weiterführenden Sinn verliehen.
Viele Jahre später ließ ich diese Bilder lebendig werden, indem ich Geschichten dazu ersann, die sich um diese ‚neu gedeuteten‘ Märchen ranken.

Einige dieser Geschichten werde ich am

Sonntag, den 12. Oktober um 11:30 Uhr,
im Marburger Haus der Romantik vorlesen.

Wer sie sich anhören möchte, ist herzlich eingeladen!