Zu den aktuellen ‘Betrachtungen

Renate von Charlottenburg und die Meta-Romantik

Fee fuer RvC Beitrag zur Meta Romantik - Renate von Charlottenburg

Was bedeutet Romantik, bzw. das Romantische, im weitesten Sinne für mich und meine Kunst?

Was könnte das angestrebte Ziel einer romantischen Entwicklung sein?

Eine Weiterführung und Vertiefung der Romantik bedeutet für mich, dass der Mensch versucht, Schritt für Schritt von seinem starren, rationalen 
– aber auch seinem rein vitalistischen – Ego abzurücken und sich als Teil des ‚Großen Ganzen‘, als ein Wesen im Universum zu begreifen, neben vielen anderen Wesen.
Dabei macht er sich nicht klein, sondern behält seine Individualität zur Bereicherung der Gesamtheit bei, ja verfeinert sie bis in höchste poetische Empfindungen hinein.
Ergriffen von der Allgewalt und Schönheit der Schöpfung rückt er an den Rand des großen Natur- und geistigen Geschehens.
Er darf teilhaben, er ist nicht der Mittelpunkt der Welt, sondern ein Beobachter, im besten Falle ein neutraler Zeuge, sowohl in dieser materiellen Welt, als auch in der Welt des Unterbewussten und der Träume.

Und indem er sich in einem nächsten Schritt ‚universalisiert‘, also mit dem ‚Großen Ganzen‘ identifiziert, wird er eins mit allem, auch mit den anderen Geschöpfen, und wird ihnen mit Liebe und Verständnis begegnen.
Dieser Bewusstseinswandel ist für mich das höchste und eigentliche Ziel der Romantik.

Die Romantiker haben die Welt als ein lebendiges Ganzes gesehen.
Weiterführend könnte man versuchen, die einzelnen Teile dieses Ganzen zu verstehen, um sie in das Gesamtgefüge einzuordnen -, und zwar durch das Wissen um universelle Zusammenhänge, welches man im Zuge seines ‚universalisierenden Bewusstseinsprozesses‘ erworben hat.
Die dort gewonnenen Erkenntnisse können dokumentiert werden; nicht nur in philosophischen Abhandlungen, sondern – eine wichtige Forderung der Frühromantiker – in Form von Kunst, sowohl Literatur, als auch Bildender Kunst.

Nun, ich zeichne sogenannte Symbolbilder, d.h. zumeist Allegorien, welche voller Symbole stecken.
Das Symbol ist ein Sinn-bild, d.h. Sinn und Form werden zusammengefügt, so dass sie miteinander verschmelzen und wieder eins werden.
Friedrich Schelling, einer der bedeutendsten Philosophen der Frühromantik, sagte, dass sich im Symbol die Idee selbst in Existenz setzt. Er forderte: „Kunst soll Symbol sein!“

Die Ebene der Symbole ist ein Bereich zwischen Außen- und Innenwelt.
Symbole lassen uns (selbst kleine Kinder schon!) die Welt sinnhaft erfahren, ohne viele Worte und lange Erklärungen.
Ein Symbol genügt, um etwas mitzuteilen oder auszulösen.
Es prägt sich ein und ist jederzeit schnell abrufbar.

Und es gibt nicht nur menschengemachte Symbole, sondern, wenn wir die Welt – wie die Frühromantiker – als ein lebendiges, bewusstes Ganzes begreifen, ist alles in Erscheinung Getretene ein Sinnbild, alles spricht zu uns, wir müssen es nur entziffern und mit unseren Erfahrungen und unserem Wissen um (universelle) Zusammenhänge anreichern.

Die Romantik ist nicht zu Ende: 
sie mündet soeben in die META-ROMANTIK !

Lassen Sie uns die Welt mit meta-romantischen Augen sehen!

Renate von Charlottenburg