Zu den aktuellen ‘Betrachtungen

Fortuna und Tyche

Marienkaefer - Renate von Charlottenburg

Viel Glück!
Das brauchen wir, denn ein Leben ohne Glück ist ein mühsames Ringen.

Glueck - Renate von Charlottenburg

Fortuna mit Marienkäfern
Originalzeichnung
14,8 x 21 cm

Ich denke da an die Disney-Figur Donald Duck, den ewigen Verlierer. Er konnte sich anstrengen, wie er wollte, immer ging irgendetwas schief.
Seinen Gegenspieler Gustav Gans hingegen nannte man ‚das Schoßkind des Glücks‘.
Alles, was er anfasste, gelang, obwohl er nicht klüger war als der Enterich Donald.
Er war eben vom Schicksal begünstigt, von Fortuna geliebt, immer zur rechten Zeit am rechten Ort.

Marienkaefer 3g - Renate von Charlottenburg

Diese ‚ungerechte‘ Begünstigung durch Fortuna kenne ich auch.
Ein Beispiel: Während meiner Studienzeit standen einmal wichtige mündliche Einzel-Prüfungen an.
Ich lernte zusammen mit einem Kommilitonen genau denselben Stoff. Wir waren beide gleich gut vorbereitet.
Dennoch fiel er durch die Prüfung, und ich bestand glänzend mit der Note 1. Der Professor fragte mich genau die einstudierten Inhalte ab, als hätte ich sie ihm vorher mitgeteilt. Die Antworten fielen mir ganz leicht. Mein Kommilitone hingegen hatte einfach Pech. Er wurde ausschließlich zu dem befragt, was wir ‚zufällig‘ nicht gelernt hatten, weil wir es nicht für relevant hielten.
Er war Donald, ich Gustav.

Tyche und Freiheit grich unberechenbare Fortuna - Renate von Charlottenburg

Tyche mit dem Zufallspendel im Seienden Nichts
Originalzeichnung
19,5 x 16,2 cm

Bei den Alten Griechen hieß Fortuna übrigens Tyche -, ein weniger bekannter Name.
Tyche ist launischer als Fortuna und in keinster Weise zu beeinflussen.
All die kleinen magischen Handlungen, wie 3 x auf Holz klopfen, über die Schulter spucken und Ähnliches mehr, lassen sie völlig kalt. ‚Viel Glück‘ wünschen, hilft nicht.
Sie ist völlig unberechenbar und macht, was sie will.
Dargestellt wird Tyche als schöne Frau mit einem Zufallspendel in der Hand.

Kaefer in Reihe3 - Renate von Charlottenburg

Ich habe gelesen, die einzige Möglichkeit, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, um so eventuell in den Genuss ihrer Gunst zu kommen, sei, ein abenteuerliches Leben zu führen.
Also: etwas wagen, immer wieder in Bewegung sein, öfter mal den Standort wechseln, eine neue Perspektive einnehmen.
Damit kann jedoch meines Erachtens nicht gemeint sein, ständig umzuziehen oder den Beruf zu wechseln. Das mag in Einzelfällen zum Erfolg führen, kann aber nicht zur Regel werden.

Das Abenteuer sollte, glaube ich, eher im inneren Erleben stattfinden.
Wenn ich meine Sicht auf die Dinge erweitere oder versuche, unorthodox zu denken – was als Folge durchaus unorthodoxe Handlungen nach sich ziehen kann -, könnte Tyche eigentlich auf mich aufmerksam werden.

Ihre freundliche Schwester Fortuna kennt mich ja schon.

Marienkaefer 5 - Renate von Charlottenburg

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