Zu den aktuellen ‚Betrachtungen

Sekhmet und das Geheimnis der Katzen

Im April diesen Jahres durfte ich im berühmten ‚Atlantis Bookshop’, einer magischen Institution in London, die seit über 100 Jahren besteht und in der Größen wie Tolkien, Crowley ein- und ausgingen, meine Zeichnungen ausstellen.

Der Atlantis Bookshop liegt in der Museum Street, ganz nahe dem British Museum, welches allein wegen seiner Architektur sehenswert ist.
Ein modernes Glasdach, entworfen von Sir Norman Foster und Partnern, bestehend aus über 3.200 Einzelteilen, wölbt sich über Teile des alten Gebäudes und den riesigen Innenhof.
Der Anblick ist überwältigend futuristisch!

Im Erdgeschoß links befindet sich die Ägyptische Abteilung.
Dort steht eine Statue der geheimnisvollen Altägyptischen Löwengottheit Sekhmet (Sachmet, Sechmet), die mich sofort in ihren Bann zog:

Sekhmet, Tochter des Re - Zeichnung

Sekhmet, Tochter des Re
Original, Bleistift-Tusche-Zeichnung, 18 x 25,5 cm, 5/2023

Überlebensgroß, ganz aus schwarzem Onyx, thront sie in Gestalt einer Frau mit Löwenkopf majestätisch auf einem Steinquader und blickt über die Köpfe der Besucher hinweg.
Sie trägt eine Sonnenscheibe hinter dem Kopf, denn sie ist die Tochter des Sonnengottes Re (Ra).
Links neben ihr stehen weitere Sekhmet-Statuen, aber keine hat mich so fasziniert, wie die erste und gleich zu zwei Zeichnungen inspiriert.

Sekhmet heißt wörtlich: die Mächtige.
Sie symbolisiert den aggressiven Aspekt der Sonne und gilt als Göttin des Krieges und der Seuchen. Ihr Beiname war ‚Herrin des Zitterns’, und sie wütete wie eine Feuersbrunst gegen die Feinde Ägyptens, die gleichfalls als Feinde Res galten.

Sie kämpfte jedoch nicht nur gegen äußere, sichtbare, sondern auch gegen innere, unsichtbare Feinde, wie Dämonen und andere böse Mächte. Von daher war sie auch eine Göttin der Magie und des magischen Aspektes einer medizinischen Heilung.

In einer Hand trägt sie ein Ankh, ein Henkelkreuz, als Symbol für ewiges Leben, bzw. das Weiterleben im Jenseits.
Ihre Macht ist fast grenzenlos. Von daher ist sie zu fürchten, und keiner will sie zum Feind haben.

Es gibt eine aufschlussreiche Erzählung: Re schickte eines Tages Sekhmet zur Erde, um die bösen Menschen zu vernichten. Sie verfiel jedoch in einen Blutrausch und tötete wahllos immer weiter. Keiner konnte sie aufhalten, bis Thot, der Gott der Weisheit, schließlich die Idee hatte, sie betrunken zu machen, was auch gelang. Er ließ Bier rot färben, so dass es wie Blut aussah und die rasende Göttin zum Trinken verlockte.
Während sie später ihren Rausch ausschlief, verwandelte Re sie in die sanfte Katzengottheit Bastet, die zu einer Göttin des Mitleids, der Barmherzigkeit, der Fruchtbarkeit und Liebe wurde.
Ihr zu Ehren feierte man in Ägypten jedes Jahr ein Fest der Trunkenheit.

Wir alle, die wir Katzen lieben, kennen diese beiden Seiten ihres Wesens, die aggressive und die sanfte, liebevolle, und sind fasziniert von dieser Gegensätzlichkeit. Jede Katze, sei sie noch so niedlich und charmant, birgt eine Sekhmet in sich, und das Zusammenspiel dieser beiden Wesensteile macht ihr Geheimnis und ihre Magie aus.

Die Katzenseele - Bleistiftzeichnung

Die Katzenseele oder Es gibt nur eine Sekhmet
Original, Bleistift-Tusche-Zeichnung, 21 x 29,7 cm, 6/2023

Wir hatten einmal eine Katze aufgenommen und sie, ohne um die genaue Bedeutung des Namens zu wissen, Sekhmet genannt.
Ich weiß nicht, ob ihr Verhalten anders gewesen wäre, hätten wir ihr den Namen Bastet gegeben.
Auf jeden Fall liebte Sekhmet es, plötzlich aus dem Hinterhalt aufzutauchen, die Beine des ahnungslos Vorbeigehenden zu umklammern und kräftig hineinzubeißen.
Sie war derart aggressiv, dass ich ein halbes Jahr lang dicke Jeans tragen musste, um meine Beine vor ihren Attacken zu schützen.
Irgendwann hatte das ‚Krabitzchen’, wie ein Freund sie humorvoll nannte, zum Glück begriffen, dass wir nicht ihre Feinde waren, und die Angriffe hörten auf.Und wir konnten über unsere unbedachte, oder intuitive, Namensgebung lachen.

Ein Hoch auf Sekhmet und das Geheimnis der Katzen!


Weitere Beiträge aus der Reihe ‚Betrachtungen‘: