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Der September kommt mit frischem Wind

September Beitragsbild3 1 - Renate von Charlottenburg

Im September geht der Sommer zur Neige, und nach der Tag- und Nachtgleiche um den 22. – 23. September beginnt der Herbst.
Die brütende Hitze weicht einer neuen Klarheit.
Frischer Wind weht!
Im besten Falle bringt er eine neue Sicht auf die Welt mit sich.
Neue Ideen und neue Möglichkeiten, kreativ zu werden, erscheinen am geistigen Horizont.

September2N 7 2023 - Renate von Charlottenburg

September
Handsignierter Kunstdruck mit kleiner Originalzeichnung, Unikat, 42 x 59,4 cm

In unserem Wohnzimmer stand vor vielen Jahren in Riesenbuchstaben quer über eine ganze Wand:

EKLEKTISCHE KREATIVITÄT.

Das heißt, Dinge, die schon bestehen, in neuer Weise miteinander zu verbinden.
Mit diesem Motto wollten wir uns Mut machen, kreativ zu werden, weil ja alles schon vorhanden ist, von uns nur entdeckt und neu komponiert werden will.
Etwas völlig Neues, in allen Bestandteilen neu, können wir Menschen, glaube ich, gar nicht denken oder erfassen.

September Beitragsbild3 1 - Renate von Charlottenburg

In den USA gab es mal ein Experiment mit Studenten, die aufgefordert wurden, Lebewesen eines anderen Planeten zu entwerfen, die völlig anders sind als alles, was wir kennen, und völlig neuen Gesetzen unterworfen.
Es war unmöglich.


Jedes Geschöpf hatte irgendwie uns bekannte materielle Strukturen, ein Oben und ein Unten, ein Innen und ein Außen, mindestens eine Öffnung zur Nahrungsmittel-Aufnahme und -Ausscheidung, Sinnesorgane, welcher Art auch immer, um die Umwelt zu erfahren. Es war dem Wachsen und Vergehen unterworfen, wenn nicht alles stillstehen sollte usw.

Wir sind mit unseren mentalen Vorstellungen in diesem Universum gefangen.
Es gilt also, das Mental auszuweiten, in neue Bewusstseinsbereiche vorzudringen.

Fee mit Pegasus - Renate von Charlottenburg

Und wie werden wir dann kreativ? Worin besteht überhaupt unsere kreative Freiheit?

Im neu Komponieren, denke ich.
Nicht die Welt ändert sich, sondern, durch ein neues Bewusstsein, unsere Sicht auf die Dinge.
Und diese kann meines Erachtens sehr tief gehen, kann sich ausweiten, in Abgründe und höchste Höhen blicken – unermesslich.

Glücklich, wer das, was dort erfahren wird, anderen mitteilen kann.
Mit eklektischer Kreativität.

September2N 7 2023 2 - Renate von Charlottenburg

Nachtrag für Philosophinnen und Philosophen


Dieser sich auf das Universum beziehende ,universelle Eklektizismus’ findet natürlich auf einer völlig anderen, höheren Ebene statt, und ist zu unterscheiden von einem sogenannten ‚trivialen‘ Eklektizismus, der ein bloßes neu Zusammenstellen schon vorhandener Komponenten meint, wie z.B. das Gestalten mit Versatzstücken in der Bildenden Kunst oder eine Compilation in der Musik.
Darüber hinaus ist der geistige Prozess der eklektischen Kreativität, von der ich spreche, d.h. die Methode, dialektisch (These – Antithese – Synthese, welche auf eine höhere Ebene der Erkenntnis führt und dort die nächste These bildet).
Die Umsetzung des Geschauten oder Erfahrenen muss jedoch eklektisch erfolgen, da die ‚Bausteine‘, die für den kreativen Ausdruck zur Verfügung stehen, an dieses Universum gebunden sind.
Und diese Begrenzung hat wiederum rückkoppelnden Einfluss auf den geistigen kreativen Prozess, denn das, wofür man keinen Begriff (Baustein) hat, kann man nicht ausdrücken.
Alles klar?


Nun, wer jetzt noch nicht genug hat und sein Mental mal so richtig ausweiten möchte, für den gäbe es das ‚juxtapositionäre Denken in Identität‘ (siehe BĀLAVAT, Das Seiende Nichts, S. 33 [mit anschaulichen Denk-Beispielen], Verlag Andreas Mascha, München 2010, ISBN 978-3-924404-89-5).
Da werden zwei Sachverhalte (These und Antithese entsprechend) als Vorder- und Rückseite ein und derselben Sache gesehen, sie stehen also gleichwertig nebeneinander (lat. Juxtaposition), und zwar in Identität.
Beim fortschreitenden Erkenntnisprozess über einen gemeinsamen Oberbegriff wird keiner dieser Sachverhalte (weder These noch Antithese) fallengelassen.
Sie bleiben durch ihr So-Sein in Identität Bestandteile eines größeren, universellen Sinnzusammenhanges, und die folgende Synthese schließt sie in die Erkenntnis mit ein.

Diese Denkmethode des juxtapositionären Denkens in Identität führt in höchste Höhen des Verstehens, und da die Treppenstufen, welche uns dorthin geführt haben, bestehen bleiben, ist der Rückweg ganz leicht und eine kreative Umsetzung des Verstandenen (mittels vorhandener Bausteine, also eklektisch) möglich.
Geht doch!


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