Manchmal gibt es ihn -, den richtigen Moment, den Kairos, wie die Griechen der Antike ihn nannten.
Es ist ein großes Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.
Alles fügt sich, manchmal gar ohne unser Zutun.
Im Märchen ‚Dornröschen‘ erlischt genau nach hundert Jahren der Fluch, welcher alle Schlossbewohner in einen tiefen Schlaf versetzt hatte; die undurchdringliche Dornenhecke verwandelt sich in eine wunderschöne Rosenhecke, und der glückliche Prinz, der zu diesem Zeitpunkt gerade versucht, sich einen Weg durch das mörderische Dickicht zu bahnen, kann ohne große Anstrengung das Hindernis überwinden. Er brauchte die günstige Gelegenheit nur beim Schopf zu packen.
Welch ein glücklicher Moment!

Dornröschen und der Kairos
Original, Bleistift-Tusche-Zeichnung (ca. 120 x 175mm)
Weil er zur rechten Zeit am rechten Ort ist, kann er die Prinzessin erlösen; der Kuss, mit dem er das Dornröschen weckt, wäre ohne den Kairos nicht möglich, er besiegelt ihn lediglich.
Wenn man davon ausgeht, dass der Evolution von Formen und Bewusstsein eine sogenannte Involution vorausgeht (s. Schaubild ‚Involution-Evolution‘), mag der Kairos genau die bestmögliche Schnittstelle dieser beiden Bewegungen sein.
Wir sind dann exakt da, wo wir sein sollen und sind uns dessen vollumfänglich bewusst.
Wie wunderbar!

Nun -, ich möchte mich in die Hände eines gütigen Schicksals fallen und voller Hingabe tragen lassen!
In völligem Vertrauen, dass alles, alles was geschieht, gut ist oder doch zum Guten führt.
Ich habe es nämlich satt, mich zu ängstigen und zu sorgen. Im Gegenteil, ich bin bereit für eine ganze Folge von richtigen, glücklichen Momenten!
Wir werden sehen.
Könnte nicht das ganze Leben ein einziger Kairos sein?

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